Kooperationen im Ganztag

Langfristige Kooperationen als Chance für den Ganztag

© Stefanie Giesder

Wie ist der Ganztag in Bayern organisiert?

Ganztag in Bayern ist sehr vielfältig und unterschiedlich organisiert. Auf der einen Seite gibt es schulische Angebotsformen, wozu der gebundene und der offene Ganztag sowie die Mittagsbetreuung zählen. Zum anderen gibt es Angebotsformen der Kinder- und Jugendhilfe wie Hort oder Kombieinrichtungen (auch Kooperativer Ganztag genannt).

Ab 2026 wird ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung eingeführt. Beginnend mit den ersten Klassen und dann sukzessive für alle nachfolgenden Jahrgänge hat ab diesem Zeiptunkt jedes Kind das Recht auf einen Ganztagsplatz. Bis dahin soll ein Ausbau der Plätze erfolgen, wobei zunächst auch festgelegt wird, welche Ganztagsformen rechtsansprucherfüllend sind bzw. was die Kriterien dafür sind.

Der Ganztagsausbau beinhaltet das Versprechen, dass bis 2026 jeder neu geschaffene Platz vom Freistaat gefördert wird. Kommunen spielen in der Umsetzung von Ganztagsangeboten eine entscheidende Rolle. Sie sind Adressaten des Rechtsanspruchs, legen die Angebotsformen fest und beantragen eine entsprechende Förderung beim Freistaat Bayern über das Landesförderprogramm Ganztagsausbau. Hierbei handelt es sich um eine bis 2027 befristete Investitionsförderung für den quantitativen Ausbau von Plätzen.

Neu im Thema?

Allgemeine Informationen zum Thema “Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder” finden Sie auf der Seite des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales.

Vertiefende Informationen zu Schulischen Ganztagsformaten finden Sie in der Rubrik “Ganztagschule und Mittagsbetreuung” des Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus.

Modellprojekt Kooperativer Ganztag

Im Kooperativen Ganztag (Kombieinrichtung) arbeiten Schulen und Kooperationspartner eng zusammen. Sowohl konzeptionell, räumlich als auch personell erfolgt eine enge Abstimmung zwischen Schule und Jugendhilfe. Unterricht und Jugendhilfeangebot finden auf einem sogenannten “Bildungscampus” statt.

Im Auftrag des
Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus und des
Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales wurde das Modellprojekt “Kooperativer Ganztag” 2023 evaluiert.

Empfehlungen der KMK zur Qualität im Ganztag

Die Kultusminister-Konferenz (KMK-Konferenz) hat Empfehlungen für einen Qualitätsrahmen im Ganztag verabschiedet und für eine curriculare Ausdifferenzierung schulischer Angebote
in Kooperation mit außerschulischen Partner*innen plädiert. Kulturelle Bildung wird hierbei als Querschnittsaufgabe definiert, die es zu verstetigen und im Ganztagsangebot von Bildungseinrichtungen zu verankern gilt.

Auf dem Deutschen Schulportal der Robert-Bosch-Stiftung finden Sie Hintergrundinfos und Expert*innen-Befragungen mit Blick auf die Empfehlungen der KMK zur Qualität im Ganztag.

Bildungsallianzen im Ganztag

Durch die starke Erweiterung der Betreuungszeit im Ganztag verändert sich der Alltag der Kinder. Schule kann, muss und sollte diese Veränderung nicht allein ausfüllen. Mit Blick auf eine kinder- und jugendgerechte Ausgestaltung des Ganztages, sollte es hier nicht um eine Verlängerung der Schulbildung und auch nicht um bloße Betreuung gehen, sondern bestenfalls verzahnen sich hier formale, non-formale und informale Bildung. Bildung muss dann umfassender gedacht werden, sodass auch kulturelle Bildung, politische Bildung, sportliche Bildung oder Bildung für nachhaltige Entwicklung ihre Zeit und ihren Raum finden! Es braucht also eine Allianz aus multiprofessionellen Teams. Das ist sowohl Aufgabe der Kommunen, als auch der Schulen und Trägerschaften von Ganztag. Ein bereichs- und ressortübergreifendes Denken, Handeln und Finanzieren auf kommunaler sowie Landesebene wäre ebenso eine logische Konsequenz.

Es ist „unerlässlich, dass Schulen sich für kooperative Modelle der Zusammenarbeit öffnen und sowohl außerschulisches Personal als auch außerschulische Lernorte in den Ganztag miteinbeziehen.
Die Ganztagsbildung in Bayern verfolgt hohe Ziele hinsichtlich der Bildung und Erziehung junger Menschen. Um diese Bildungsziele erfüllen zu können, sind langfristig angelegte Kooperationen mit kompetenten außerschulischen Trägern und fachlich qualifiziertem Personal unerlässlich.”

Quelle: Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München
© Stefanie Giesder

Angebote Kultureller Bildung in unterschiedlichen Ganztagsformaten

Für Akteur*innen der Kulturellen Bildung macht es einen entscheidenden Unterschied, in welchen Ganztagsformaten eine Kooperation zustande kommt.

Im gebundenen Ganztag beispielsweise werden zusätzliche Angebote rythmisiert im Wechsel mit klassischen Unterrichtssequenzen eingebunden. Es besteht ein konzeptioneller Zusammenhang zwischen Vormittags- und Nachmittagsangeboten. Ein enger Austausch zwischen außerschulischen Fachkräften und Lehrkräften ist hier sehr ausgeprägt. Der gebundene Ganztag birgt die Chance, dass non-formale Bildung gleichberechtigt(er) mit formaler Bildung kombiniert wird und ggf. auch am Vormittag stattfinden kann.

Die Finanzierung der gebundenen Ganztagsangebote erfolgt über staatliche Zuwendung zur Abdeckung des zusätzlichen Personalbedarfs für die Bildungs- und Betreuungsangebote je gebundener Ganztagsklasse bzw. Gruppe im offenen Ganztag pro Schuljahr.

Im offenen Ganztag (OGTS) findet der Unterricht am Vormittag statt, nach dem Mittagessen organisiert die Schule Freizeitangebote zum Beispiel aus den Bereichen Sport oder Kultureller Bildung. Außerschulische Angebote und Unterricht sind in der Regel konzeptuell nicht so eng miteinander verzahnt, Freizeitangebote sind für Kinder und Jugendliche freiwillig. Für externe Partner*innen und Schulen ist diese Ganztagsform organisatorisch leichter, da es weniger Absprachen bedarf. Für Eltern ist diese Ganztagsform attraktiv, weil sie flexibel auch nur einzelne Tage buchen können. Die Freizeitangebote finden oft in AGs bzw. kleinen Gruppen statt. Aufgrund organisatorischer Abläufe (Mittagessen, Hausaufgaben, Zeit für Bewegung und freie Zeit) lässt dieses Format weniger Zeit für außerschulische Angebote zu. Zudem ist in diesem Format oftmals keine Kontinuität der Gruppe gegeben.

Der Freistaat Bayern fördert offene Ganztagsangebote an Schulen. Offene Ganztagsangebote werden auf Antrag des Schulaufwandsträgers genehmigt. Weitere Informationen zur Beantragung der Einrichtung und Förderung von offenen Ganztagsangeboten hier. Für außerschulische Angebote können andere Förderungen zum Beispiel bei Kultur macht stark beantragt werden.

Kooperationspartner*in werden

Akteur*innen der Kulturellen Bildung wie Vereine, Kultureinrichtungen, Initiativen oder freie Träger der Kinder und Jugendhilfe sowie Einzelpersonen (z.B. Kulturvermittelnde) können im Rahmen der unterschiedlichen Ganztagsformate auf verschiedenen Ebenen kooperieren. Wichtig ist hierbei eine gute Vernetzung vor Ort mit Schulen, Kommunen und Trägerschaften von Ganztag. Auf der Seite “Ganztag in Bayern” (ISB Bayern) werden Hilfestellungen für Kooperationspartner*innen angeboten.

© ISB Bayern

Wie kann man Kooperationspartner*in im Ganztag werden?

Das ISB Bayern zeigt Möglichkeiten für Kooperationspartner*innen im Ganztag auf.

Auf der Seite finden Sie Informationsfilme sowie Basiswissen für schulische sowie außerschulische Kooperationspartner. Weitere Informationen hier.

Kooperationen in Kommunalen Bildungslandschaften – Chance Ganztag

Ein Blick auf zivilgesellschaftliche Organisation in kommunalen Bildungslandschaften lohnt sich! Größere Städte in Bayern bieten zum Teil auch Übersichten oder Plattformen an, auf der Kooperationspartner gefunden werden können, z.B. “Chance Ganztag” (München).

© Lioba Gieles

Handreichung: Zusammenarbeit im Ganztag stärken

Die Handreichung des “Wissenschaftsgeleiteten Qualitätsdialog zum Ganztag” bietet Bildungsakteur*innen aus Praxis und Verwaltung eine Orientierungshilfe für gute Zusammenarbeit. Weitere Informationen hier.

„Es geht nun darum einen Weg zu finden, dass Ehrenamtliche, Kulturpädagog*innen oder selbstständige Künstler*innen Anerkennung erhalten und mit Ressourcen ausgestattet werden, um im Ganztag wirksam zu sein.“

Kerstin Hübner (IU Research Center Kulturelle Bildung)

Fachkräftegebot und Weiterbildung

Wenn es um Kooperationen im Ganztag geht, stellt sich sehr schnell auch die Frage: Wer darf Kinder- und Jugendliche im Ganztag (neben dem Schulpersonal) eigentlich begleiten? Was sind die rechtlichen Erfordernisse und wie kann man sich dafür qualifizieren?

Im Ganztag gilt das aus dem SGB VIII abgeleitete Fachkräftegebot, das in der Kinder- und Jugendhilfe die Qualifikation der Mitarbeiter*innen regelt und Bildungsqualität sichert. Fachkräfte sind Sozialpädagog*innen, Erzieher*innen, Kinderpfleger*innen, Psycholog*innen, Heilerziehungspfleger*innen und weitere Fachkräfte. Mehr Informationen zum Fachkräftegebot finden Sie hier.

“Dieses Fachkräftegebot, das sich vor allem auf die betreuende Arbeit bezieht, darf aber nicht dazu führen, dass andere Professionen und Expertisen verdrängt bzw. abgewertet werden, wie sie für ein vielfältiges und qualitätsvolles Bildungsangebot im Ganztag und z.B. in der Praxis Kultureller Bildung notwendig sind. Das Fachkräftegebot muss auf die im Ganztag eingebundenen Akteure der Kulturellen Bildung Anwendung finden.” (BKJ, Positionierung der Fachorganisationen Kultureller Bildung zum Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Primarstufe, 2022)

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Weiterbildung

Fort- und Weiterbildungen für den Ganztag

Der Freistaat Bayern gewährt Förderungen von Regelfortbildungen, Fortbildungskampagnen oder besonderen Fortbildungsmaßnahmen für das pädagogische Personal u. a. im Ganztag.

Immer noch starten Schulen als Ganztagsschulen. Die Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung Dillingen hat ein Online-Format entwickelt, um interessierte Lehrkräfte und Schulleitungen zu beraten.

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Weiterbildung

Zusatzqualifikationen für Akteur*innen Kultureller Bildung im Ganztag

Was muss in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Ganztag beachtet werden, welche Rahmenbedingungen gelten, welche Prozesse sollte man kennen und welche Schutzkonzepte sind verpflichtend? Eine Tätigkeit im Ganztag setzt Knowhow und Qualifizierung voraus.

Auch auf lokaler Ebene gibt es oft Möglichkeiten der Zusatzqualifikation. So bietet ein Modellprojekt des Pädagogischen Instituts eine pädagogische Fortbildungsmöglichkeit für freie Akteur*innen der Münchner Kulturszene, um sich für die Arbeit an Schulen zu rüsten.

Positionen

Ganztag – neu ausrichten und mit Kultureller Bildung gestalten

Die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V. (BKJ), der Dachverband der Kulturellen Bildung mit 55 Bundesfachverbänden und Landesdachorganisationen, fordert eine kinder- und jugendgerechte Ausgestaltung des Ganztags. Anlässlich des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung in der Primarstufe haben Fachorganisationen Kultureller Bildung ein Positionspapier dazu entwickelt.

Dimensionen und Leitgedanken zum gelingenden Ganztag für Grundschüler*innen in Bayern

Der Landesjugendhilfeausschuss hat einen Ad-hoc-Ausschuss
„Gelingende Ganztagsbildung in Bayern“ ins Leben gerufen, um die Weiterentwicklung von
Ganztagsangeboten fachlich zu begleiten und zu unterstützen. Hier wird eine breite Fachkräfteoffensive gefordert und der Einsatz von Personen mit spezifischen
Fachkenntnissen in unterschiedlichen Bereichen wie Kunst, Sport, Musik usw.) als Ergänzung befürwortet.

Auf gute Zusammenarbeit in der Ganztagsbildung!

Qualität durch Multiprofessionalität, qualifiziertes Personal und kooperationsförderliche Rahmenbedingungen: Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (AJG) legt in ihrem Positionspapier (2022) den Fokus auf eine „kooperative, gleichberechtigte, gemeinsam verantwortete Gestaltung der Ganztagsbildung“ unter Einbeziehen von multiprofessionellem Personal. Ein ineinandergreifendes Zusammenwirken zwischen schulischen und außerschulischen Bildungssettings sei im Rahmen der Ganztagsbildung unerlässlich.

Hilfreiche Links zum Thema „Ganztag“

Die folgende Linksammlung wird einmal im Jahr aktualisiert, auch mit Blick auf Entwicklungen und Trends. Falls Sie hier eine hilfreiche Publikation vermissen, freuen wir uns über Ihren Hinweis an ed.yb1728049813-bkl@1728049813tfahc1728049813sdnal1728049813snoit1728049813arepo1728049813ok1728049813.

Arbeitshilfen für die Praxis

Positionen und Argumentationshilfen

Netzwerke und Portale